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  Rückblick auf 2015  

 

8. Oktober 2015 

Appell der Generalversammlung der Europäischen Evangelischen Allianz zur Flüchtlingsfrage

Aufruf zum Handeln an die Evangelische Bewegung in Europa

Schwäbisch Gmünd am 8. Oktober 2015

Im gesamten Verlauf der Geschichte gab es immer wieder große Ströme von Menschen, die nach Europa kamen, Europa verließen oder innerhalb Europas umzogen. Als Ergebnis erlebten wir Invasionen und Konflikte, Vorurteile und Verfolgungen sowie die Verschiebung nationaler Grenzen aus denen einerseits neue Kulturen entstanden und andererseits bestehende Kulturen bereichert wurden. Die derzeitige Flüchtlingskrise löst bei Vielen Ängste aus. Bestehende Regeln und Gesetze werden unbeachtet gelassen. Staaten sind überfordert, und die ethnische und religiöse Zusammensetzung unserer Länder wird für immer verändert. Unter vielen Politikern wächst das Unbehagen statt abzunehmen.

Die Mitglieder der Europäischen Evangelischen Allianz freuen sich über die spontane Hilfeleistung so vieler Mitbürger als eine Antwort auf die dringendsten Nöte. Wir sind dankbar für die zahllosen Brüder und Schwestern, die sich in die Bemühungen zahlreicher Kirchen, Gemeinden und Werken eingereiht haben, in dieser dramatischen Notlage zu helfen.

Zum Abschluss unserer Generalversammlung unter dem Thema „Von der Exklusion zur Inklusion“ fordern wir die Evangelikale Bewegung auf, Fremde willkommen zu heißen sowohl jene, die erst vor kurzem in Europa eingetroffen sind, als auch „Fremde“ aus einer anderen Volksgruppe, Kultur oder Religion, die schon lange in unserem Umfeld leben.

Deshalb:

Motiviert und getrieben von der Liebe Christi zu uns und zu jedem einzelnen Menschen und im Bewusstsein seiner unverdiente Güte, die er über uns und alle Menschen ausgießt, wissen wir, dass wir selbst als Fremdlinge in dieser Welt leben, und sind überzeugt von dem biblischen Gebot, für die Waisen, Witwen und Fremde zu sorgen und sie zu segnen, völlig losgelöst von ihren Lebensumständen.

Daher verpflichten wir uns selbst und rufen andere Evangelikale dazu auf, sich uns anzuschließen:

  • Wir bitten den Heiligen Geist unser Herz zu überprüfen und unseren Lebensvollzug so zu verändern, dass wir von aller Furcht und jedem Vorurteil gegenüber denen befreit werden, die wir als „anders“ wahrnehmen.

  • Wir feiern die kulturelle Vielfalt im Leib Christi wie auch unsere eigene kulturelle Identität. Gleichzeitig setzen wir uns dafür ein, unsere eigene kulturelle Identität nicht mit zentralen theologischen Lehrüberzeugungen zu verwechseln. Dadurch wird es uns möglich, mit Christen anderer kultureller Prägung zusammen zu arbeiten, zusammen Gott anzubeten und gemeinsam Zeugnis zu geben; auch in unseren örtlichen Gemeinden. Wir blicken voller Erwartung auf Gottes Ewigkeit, wenn wir als ein Gottesvolk aus jeder Nation und aus jeder Sprache in der Gegenwart Gottes ihn anbeten. Wir freuen uns über jede örtliche multi-kulturelle Gemeinde, die auch ihren kulturellen Reichtum feiert.

  • Wir beten für alle diejenigen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen, und gedenken besonders unserer Brüder und Schwestern in Christus im Mittleren Osten. Wir beten für Wunder für diejenigen, die sich mittellos in Gefahr befinden, dass sie Bewahrung erleben und versorgt werden. Wir beten für unsere Staaten und Politiker für Frieden und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Und wir beten für die christliche Gemeinde, dass Jesus Christus uns Liebe, Weisheit und Mut gebe, seine Liebe weiter zu tragen.

  • Wir wollen Beispiele der Gnade, Hoffnung und des Willkommens in der unmittelbaren Krise sein. Wir rufen evangelikale Christen auf, die humanitären Bemühungen in den Ursprungsländern zu unterstützen. Wir rufen aber auch alle Christen dazu auf, denjenigen, die zu uns gekommen sind, die Liebe Christi durch Wort und Tat großzügig weiterzugeben, gemeinsam mit vielen anderen, die helfen.

  • Wir sind mit Überzeugung Friedensstifter. Wir sind nicht naiv angesichts des ungeheuren Ausmaßes der sozialen, politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die vor uns liegen, aber wir stehen standhaft ein gegen eine „Politik der Angst“ und für eine „Politik der Gnade“. Und wir erwarten von den politisch Verantwortlichen die Intensivierung der Bemühungen um eine politische Lösung der Konflikte, die den derzeitigen Exodus ausgelöst haben.

  • Wir wollen Allen gute Nachbarn sein. Flüchtlinge benötigen Hilfe, um sich in unseren Gesellschaften Zuhause zu fühlen. Wir müssen uns gleichzeitig bewusst sein, dass unsere Länder sich schon bisher aus einer Vielfalt von Kulturen, Volksgruppen und Religionen zusammensetzten. Wir verpflichten uns in Partnerschaft mit anderen Christen unterschiedlichster Hintergründe, Freundschaften zu schließen, Gesellschaft zu bauen und damit ein gutes Zeugnis abzulegen.

Deutsche Übersetzung, autorisiert durch die Generalsekretäre der Evangelischen Allianz in Deutschland, Österreich und der Schweiz, 9. Oktober 2015

(gez) Hartmut Steeb, Christoph Grötzinger, Marc Jost

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 29. September 2015 

Flüchtlingssituation als Herausforderung annehmen

Der Geschäftsführende Vorstand der Deutschen Evangelischen Allianz dankt dem Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen vom Montag, 28. September 2015 für seine Erklärung zur aktuellen Flüchtlingssituation in Europa und schließt sich ihr an. Wir bitten die örtlichen Gruppen der Evangelischen Allianz, sich im Sinne dieser Erklärung nach Kräften zu engagieren.

Bad Blankenburg 01.10.2015, Hartmut Steeb, Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz

Erklärung des Vorstandes der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen
zur aktuellen Flüchtlingssituation in Europa

Bei seiner letzten Vorstandssitzung hat sich der AEM-Vorstand intensiv mit der aktuellen Flüchtlingslage in Europa befasst und erklärt dazu:

  1. Die Bibel ist voll von Migrationsgeschichten: Adam, Noah, Abraham, Jakob, Joseph, Mose, David, Hesekiel, Jeremia, Nehemia, Daniel, Jesus, die Apostel und frühe Gemeinde... Trotz allem Versagen von Menschen handelt Gott; er ist souverän und wirkt durch die weltweite Migration, macht Heilsgeschichte und will dem Einzelnen ein guter Hirte sein.

  2. Die Gemeinde Jesu war von Anfang an eine Gemeinschaft, die Menschen aus allen Völkern, sozialen Ständen und Sprachen, Männer und Frauen in gleicher Weise einschloss. Sie bildeten eine große Familie. Das zeichnet die Gemeinde Jesu aus; das gilt es auch heute in unseren Gemeinden zu lehren und zu leben.

  3. In Deutschland haben wir große Erfahrung, Flüchtlinge willkommen zu heißen und Migranten zu integrieren. Nach der Vertreibung von Juden, Christen und Andersdenkenden im Dritten Reich, haben wir nach 1945 13 Mio. Vertriebene aus den Ostgebieten integriert, in den 60-iger Jahren Millionen Gastarbeiter eingeladen, ab den 70-iger Jahren kamen viele Russlanddeutsche hinzu, nach 1989/90 Hundertausende Spätaussiedler aus Osteuropa. Auch jetzt haben wir wieder Gelegenheit, Menschen in großer Not eine Zuflucht und neue Heimat zu bieten. Darum fordern wir alle Gemeinden auf, sich den neuen Nachbarn in ihrer Umgebung zuzuwenden – im Gleichnis vom Barmherzigen Samariter (Lukas 10,25ff) erklärt Jesus, wer unser Nächster ist, dem wir helfen sollen.

  4. Wir fordern alle Missionswerke auf, Missionare, die aus unterschiedlichen Gründen nach Deutschland zurückkommen, hier im Dienst unter Flüchtlingen einzusetzen. Sie sind unschätzbare Brückenbauer zwischen den Kulturen und helfen Gemeinden, ihre Möglichkeiten zu nutzen und zu entwickeln.

  5. Die meisten Flüchtlinge sind Bürgerkrieg oder Terror entkommen, oft traumatisiert von der Flucht. Hier gilt Jesu Wort: „Ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet… Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (Matthäus 25,35ff). Viele Flüchtlinge aus Eritrea, Syrien, Irak, Iran und Westafrika sind Christen. Sie brauchen unsere Solidarität und Hilfe. Wir bitten darum, ihnen großzügig Privatquartiere, Gemeindehäuser und Freizeitheime als Unterkunft anzubieten, zumal viele auch in Gemeinschaftsunterkünften in Deutschland weiter um ihres Glaubens willen verfolgt werden.

  6. Viele Flüchtlinge sind als Muslime islamistischem Terror entkommen. Sie (wie auch die 5 Mio. Muslime, die schon länger in unserem Land leben) sind tief schockiert über die menschenverachtenden Grausamkeiten, die im Namen ihrer Religion angerichtet werden. Sie hatten nie die Gelegenheit, frei zu denken und kritisch zu hinterfragen. Jetzt brechen viele Fragen auf: Warum öffnen ihnen die aus ihrer Sicht „ungläubigen“ Europäer die Tür und nehmen sie freundlich auf, während ihre Cousins auf der arabischen Halbinsel sie herzlos abweisen? Das bringt viele ins Fragen.

  7. Die meisten muslimischen Flüchtlinge sind in ihrer Heimat nie einem Christen begegnet; sie hatten nie einen Nachfolger von Jesus zum Freund und haben nie das Evangelium im Alltag erlebt. Das ist unsere Gelegenheit, ihnen in der Liebe Jesu zu begegnen.

  8. Untersuchungen zeigen zudem, dass viele syrische Flüchtlinge hochgebildet sind, hart arbeiten wollen und relativ wenige Kinder haben. Bereits vor Beginn des Bürgerkriegs lag die Geburtenrate mit 2,3% pro Jahr recht niedrig (UN, Worldbank). Die Ängste vor einer „biologischen Übernahme“ widersprechen den Fakten.

  9. Natürlich sind Flüchtlinge ebenso wenig „Heilige“ wie Menschen im Westen. Es gibt darunter selbstlose und egoistische, so wie auch unter uns. Jeder Mensch braucht die Erlösung und das neue Leben in Jesus. In den meisten Herkunftsländern gibt es jedoch große Einschränkungen für christliche Gemeinden und die Verkündigung des Evangeliums. Hier haben wir alle Freiheit, die Liebe Jesu zu bezeugen.

  10. Wir stehen ein für die Allgemeinen Menschenrechte, Religionsfreiheit in allen Ländern sowie den Schutz der Minderheiten vor Manipulation und Gewalt durch Andersdenkende. Wir setzen uns ein für Frieden, menschenwürdige Lebensverhältnisse und nachhaltige Entwicklung. Christen sind weltweit besonders sozial diskriminiert und verfolgt. Wir fordern ihren Schutz durch staatliche Organe – auch in unserem Land. Nur so werden die Ursachen für Flucht und Vertreibung abgebaut.

  11. Wir nehmen die Ängste in der Bevölkerung wahr und erkennen die großen finanziellen und sozialen Leistungen, die jetzt für die Versorgung und Integration so vieler Flüchtlinge erforderlich ist. Als eines der reichsten und wirtschaftlich stärksten Länder der Erde können wir diese Herausforderung anpacken.

  12. Viele Muslime wollen dem allmächtigen Gott, dem Schöpfer Himmels und der Erde, dienen, doch erscheint der Allmächtige ihnen stets fremd, unendlich weit entfernt. Und so suchen sie mit großem Eifer religiöse Pflichten zu erfüllen in der verzweifelten Hoffnung, dass es im Endgericht reicht. Denn sie wissen nichts von der Gerechtigkeit Gottes (Röm 10,3), dass Gott selbst die gefallene Schöpfung mit sich selbst versöhnt hat in Jesus Christus. Diese wunderbare Botschaft dürfen wir mit Menschen in unserer Nachbarschaft teilen. Wir haben heute die einzigartige Gelegenheit, vor Ort zahllose Menschen mit Jesus bekannt zu machen, die noch nie die Gute Nachricht gehört haben.

AEM-Vorstand am 29. September 2015

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 22. März 2015 

Marsch des Lebens

Der Marsch des Lebens in Darmstadt fand am 22. März 2015 statt, ziemlich genau 70 Jahre nach der Befreiung durch die Alliierten am 24./25. März 1945. Die Route ging vom Güterbahnhof über die Justus Liebig Schule vorbei an der Gedenkstätte der orthodoxen Synagoge zum Luisenplatz. Damit wurde der umgekehrte Weg beschritten, den die Juden zu ihrem Abtransport gehen mussten. Etwa 600 bis 700 Teilnehmer aus Darmstadt und aus der weiten Umgebung fanden sich mit Fahnen aus Israel, Hessen, Deutschland, England und Mexiko am Güterbahnhof ein. Hier begrüßte Hans-Martin und Anne Rommel, die Organisatoren dieses Marsches, die Teilnehmer.

1. Güterbahnhof
An dem Ort der Verladung von tausenden von Opfern, hauptsächlich Juden aus Darmstadt und Umgebung sowie Sinti und Roma, die fast auf den Tag genau vor 72 Jahren von dort abtransportiert wurden, sprachen zwei Nachfahren über die Schuld ihrer Vorfahren. Es wurde um Vergebung gebeten, dass die Oma geschwiegen hat und dass der Großvater als Reichsbahnmitarbeiters die Verladung der Menschen aktiv mit durchgeführt hat.

2. Sammlungsort der Opfer
An der Justus-Liebig-Schule, in der die Juden wochenlang unter erbärmlichen Bedingungen ausharren mussten, bevor sie zum Güterbahnhof getrieben wurden, erklang im Hof die Nationalhymne Israels auf der Geige, zu der die Teilnehmer mitsummten. Der Psalm 23 wurde auf Hebräisch gesungen. Tiefe Betroffenheit war zu spüren, als die Umstände geschildert wurden, die dort in den Wochen vor der Deportation herrschten. Eine Teilnehmerin schilderte, wie ihr Leben geprägt worden ist von der Tatsache, dass ihre Mutter Augenzeugin dieser Einquartierung gewesen ist.

3. Gedenkstätten Orthodoxe und Liberale Synagoge
An der Gedenkstätte der Orthodoxen Synagoge (Bleichstr) erfolgte ein kurzer Halt. Martin Frenzel sprach für den „Förderverein Liberale Synagoge Darmstadt“ über die Geschichte dieser Synagoge. Die in unmittelbarer Nähe befindliche Liberale Synagoge (einzigartige Gedenkstätte im Darmstädter Klinikum) war wesentlich größer und überragte die Dächer Darmstadts. Der Besuch der Gedenkstätte auf dem Klinikumgelände ist absolut lohnenswert. Die dritte Synagoge zu Darmstadt gehörend befand sich in Eberstadt. Alle drei Synagogen wurden in der Pogromnacht 1938 zerstört.

4. Luisenplatz
Am Luisenplatz, dem ehemaligen Adolf-Hitler-Platz, fand die Abschlusskundgebung statt. Eingerahmt von jüdischen Musikstücken sprachen mehrere Redner. Hans-Martin Rommel drückte die Überzeugung aus, dass wo die Decke des Schweigens bezüglich der Taten der Vorfahren aus der NS-Zeit über den Familien zerbrochen wird, neues Leben in Familien, die Stadt und in das Rhein-Main-Gebiet fließt. „Schweigen tötet, reden bringt Leben!“ Er hieß jüdisches Leben und Sinti und Roma willkommen in Darmstadt. Martin Frenzel sprach eindrücklich über das Wirken wichtiger jüdischer Einwohner Darmstadts und zeigte auf, wie viel die Stadt ihnen verdankt. Erwähnt wurden auch überzeugte Darmstädter Nazis, die nach dem Krieg unbehelligt blieben. Deutlich sprach Herr Frenzel über den neu aufflammenden Antisemitismus, der sich in Europa auf allen gesellschaftlichen Ebenen erhebt, und bezeichnete diese Veranstaltung als „längst überfällig“. Das Gedenken an ALLE Opfer des Nationalsozialismus hob er hervor.

Frau Susi Wolff las aus den Memoiren ihres Mannes Peter, der viele KZ’s und den Todesmarsch aus Auschwitz überlebte. Der Sinti Silvio und seine Frau verlasen die Aufzeichnungen des Großvaters, der mit seiner Familie nach Ausschwitz deportiert worden war. Nur wenige der 200 bis 300 Sinti aus Mainz haben überlebt.

Herr Frenzel, Förderverein Liberale Synagoge DarmstadtHerr Rommel erklärte, dass wir uns in tiefer Scham und Reue vor den Opfern und ihren Nachkommen beugen und den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs bitten, den Nachkommen der Täter Reue und Versöhnung ins Herz zu geben, vor allem Liebe für unsere Mitmenschen. Wir bitten Gott um Vergebung der Nachwirkungen der Schuld, die in unser Leben durch die Taten der Vorfahren kamen.

 Es folgte ein Zeugnis der Urenkel eines überzeugten Nazitäters, der an der Zerstörung der Synagogen Darmstadts beteiligt war. Der andere Urgroßvater war in der Gegend von Krakau als Polizist an Gräueltaten beteiligt, die Juden und Sinti betroffen haben. Sie baten stellvertretend um Vergebung. Ein weiterer Teilnehmer, von Beruf Richter, bat um Vergebung für die Taten seines Großvater, der als überzeugter Nazi und Richter am Sondergericht Darmstadt durch das Aussprechen von Todesurteilen und durch das Ausnutzen von Sinti und Roma als Zwangsarbeiter, schuldig geworden ist.

Die folgende Teilnehmerin rang nach Worten, um die Schuld ihres Großvaters zu benennen, der als Leiter des Arbeitsamtes Menschen in die Zwangsarbeit geführt hat. Sie bat auch die nachfolgenden Generationen um Vergebung, die noch unter der Last leben, die sich aus den nicht aufgearbeiteten Traumata der Überlebenden ergeben haben.

Anschließend sprach Jobst Bittner, Leiter der TOS Tübingen und Iniziator der Marsch des Lebens-Bewegung darüber, dass die Märsche zum Ziel haben, die Überlebenden des Holocaustes zu ehren und ein Zeichen gegen Antisemitismus und für Israel zu setzen. Er zitierte Frau Charlotte Knobloch, der Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde in München und Oberbayern: „Das, was wir zur Zeit erleben, ist die kummervollste und bedrohlichste Zeit seit 1945. Die Telefone stehen nicht still und die Postfächer laufen über mit Beleidigungen und Hassparolen, mit denen wir Juden konfrontiert werden“. Die Gleichgültigkeit und das Schweigen darüber ist das Kennzeichen des Antisemitismus. Jobst Bittner fragte sich, ob wir es uns, gerade in Zeiten wie diesen, leisten können, die Bewegung wie den Marsch des Lebens aus fragwürdigen theologischen Gründen abzulehnen. Mit dem Marsch des Lebens stellen wir uns an die Seite Israels und schweigen nicht mehr zum Antisemitismus dieser Zeit. Dankbar ist er für jeden Politiker und Vertreter des öffentlichen Lebens, der sich an die Seite der Juden stellt.

Pastor Jürgen Grün bekräftigte, dass sich die Evangelische Allianz Darmstadt bewusst hinter das Anliegen des Marsches des Lebens gestellt hat. Er sprach aus, dass sie sich unter die Schuld aller Kirchen beugen; und dass es ihm sehr auf dem Herzen liegt, dass die Warnung, die aus der Aufarbeitung der Vergangenheit kommt, gehört wird und zwar darum, weil heute wieder die alten Mechanismen auftreten, wo Halbwahrheiten verdreht werden und Unwissenheit triumphiert und daraus Rechtfertigungen erwachsen, die Juden und das Land Israel ablehnen, genau wie damals.

Pfarrer Holger Uhde der Evangelischen Melanchthon-Gemeinde in Griesheim benannte, wie die Evangelische Kirche in Hessen Nassau in ihrem Grundartikel bezeugt: „Aus Blindheit und Schuld zur Umkehr gerufen bezeugt sie (die EKHN) neu die bleibende Erwählung der Juden und Gottes Bund mit ihnen. Das Bekenntnis zu Jesus Christus schließt dieses Zeugnis ein.“ Und er schilderte, wie letztes Jahr die GGE (Geistliche Gemeinde Erneuerung der Evangelischen Kirche) in Chemnitz in einem gemeinsamen Gottesdienst Buße getan hat über die antijüdischen Schriften Luthers. Hier beim Marsch des Lebens geht es um die persönliche Buße in der eigenen Familie und dass wir als Christen aus der Geschichte lernen wollen und bewusst aus der Erkenntnis leben sollen, dass das Jüdische Volk die Wurzel ist, die uns trägt.

Zum Abschluss sprachen alle zusammen ein Bußgebet, das mit der Bitte der Teilnehmer endete, mit Gottes Liebe erfüllt zu werden. Freude kam in die Versammlung durch frohe israelische Lieder. Der aronitische Segen wurde von Pastor Grün über die Versammlung, Darmstadt und das Rhein-Main Gebiet gesprochen und anschließend noch auf hebräisch gesungen. Wir glauben, dass es eine unvergessliche Veranstaltung war und der Beginn von vielen weiteren in unserer Umgebung.

(Bericht: "Netzwerkteam Marsch des Lebens Rhein-Main")

 18. Januar 2015 

"Jesus lehrt beten - Wir überwinden das Schweigen"

Die Gebetswoche der Evangelischen Allianz in Darmstadt beginnt seit Jahren mit einem geistlichen „Paukenschlag“. Viele Gottesdienste in der Stadt fallen aus, damit sich deren sonstige Besucher auf den Weg machen und gemeinsam einen großen Gottesdienst feiern können. Zwei mal wurde schon das Kongresszentrum „Darmstadtium“ angemietet, um mit seinen 1800 Plätzen ein Zeichen zu setzen, dass Gottesdienste unter Anderem auch mitten in die Stadt gehören. Auch auf der Marienhöhe der Adventistenkirche wurde die Gebetstswoche schon einige Mal gemeinsam begonnen. Dieses Jahr 2015 war es wieder in der „Jesu-Ruf-Kapelle“ der evangelischen Kommunität der Marienschwestern und Franziskusbrüder.

Das herausfordernde Thema: „Die Decke des Schweigens durchbrechen“. Der Pfarrer der Leipziger Andreas-Kirche, Thomas Piehler berichtete in der Predigt über die Erfahrungen, die sie als Kirche mit der „überfälligen, konkreten Aufarbeitung der Hitler-Vergangenheit“ gemacht haben. Statt theoretischer Betroffenheit - wie bisher - wurden die Protokolle und Texte der entsprechenden Jahre „unter die Lupe genommen“. Erschreckende Verflechtungen kamen zu Tage, Texte waren in den Kirchenbüchern zum Teil einfach überklebt worden. So wurde es möglich, sich in einer „solidarisierenden Beugung mit unter diese Schuld der Väter zu stellen“ und Gott nochmals in aller Klarheit um Vergebung zu bitten. Thomas Piehler konnte berichten, wie befreiend und letztlich segensreich sich das für die Gemeinde ausgewirkt habe. An den positiven Entwicklungen, die daraus entstanden sind, habe man gespürt, dass diese verdrängte Schuld letztlich auch eine geistliche Blockade dargestellt habe.

Die Predigt wurde von einem Zeugnis eingeleitet, in dem einer der Pastoren der Ev. Allianz Darmstadt berichtete, wie er im Zuge dieses Gedankenprozesses erst richtig wahrgenommen habe, dass in der eigenen Herkunftsfamilie immer eine Kultur des Verdrängens und Rechtfertigens üblich war, als seien damals in der Familie alle nur Zuschauer gewesen. So wurden viele Familien allenfalls zu „Zuschauern der Buße“, statt es deutlich zu benennen: „Wir sind schuldig geworden, wir brauchen Vergebung!“ Diese Wahrheitsverweigerung wurde auf die kommenden Generationen übertragen, statt sie geistlich gesund aufzuarbeiten. Die Impulse aus der Predigt wurden dann konkret zum Gebet für viele Teilaspekte der Problematik.

Die Beschäftigung mit diesem Thema entstand im Delegiertenkreis der Evangelischen Allianz Darmstadt auf dem Hintergrund der Frage, ob in den nächsten Jahren eine Groß-Evangelisation mit der Billy-Graham-Gesellschaft im Raum Darmstadt stattfinden soll. Geistliche Blockaden, so wird es in dem Kreis verstanden, könnten die Klärung um dieses Projekt hindern.

Der Gottesdienst war mit über 800 Teilnehmern richtig voll, die musikalische Begleitung wurde von Teams der Freien-Evangelischen-Gemeinde Darmstadt sowie von „prayerland - wurzeln&flügel“ mit gestaltet, geleitet wurde er vom derzeitigen Vorsitzenden Dieter Kalder. Er konnte seinerseits eingangs darauf verweisen, dass aus den herausfordernden Themen der letzten Gottesdienste konkrete, bleibende Wirkungen entstanden sind, wie z. B. das Projekt „Herzzeichen“, das sich in Darmstadt erfolgreich um Prostituierte kümmert.

(Bericht: Pastor Jürgen Grün für die Evangelische Allianz Darmstadt, Fotos: Joachim S. Müller)

Predigt Pfarrer Thomas Piehler, Ev.-Luth. Andreasgemeinde, Leipzig
Sonntag, 18.01.2015, Ev. Marienschwesternschaft, 12 MByte, ca. 35 Min.

Gesamter Gottesdienst inkl. Predigt, ohne Musikbeiträge
Sonntag, 18.01.2015, Ev. Marienschwesternschaft, 27 MByte, ca. 77 Min.

    Einführung zum Gebet

 Januar 2015 

"Jesus lehrt beten - das Vaterunser" - 169. Allianzgebetswoche weltweit

Zum 169. Mal lädt die 1846 gegründete weltweite Bewegung der Evangelischen Allianz im Januar 2015 zur Internationalen Gebetswoche der Evangelischen Allianz ein. Für 2015 hat die Europäische Evangelische Allianz Pastor Mateso Akou aus der Demokratischen Republik Kongo um den Themenvorschlag gebeten. Darin findet die internationale Gemeinschaft in der Evangelischen Allianzbewegung einen konkreten Ausdruck. Mateso Akou ist der Exekutivsekretär der Theologischen Kommission der Afrikanischen Evangelischen Allianz und Pastor einer französisch-sprachigen Gemeinde in Kenia.
Die Gebetswoche befasst sich 2015 mit dem bekanntesten Gebet der Welt, dem „Vaterunser“. Unter dem Motto „Jesus lehrt beten“ organisieren und gestalten in Deutschland örtliche Allianzgruppen Gebetsveranstaltungen, offene Treffen und mitunter auch neue kreative Gebetsformen. Als Grundlage dient hierfür das Gebetswochen-Heft, das zugleich wieder als eine Quartalsnummer des viermal jährlich herausgegebenen EiNS-Magazins der Deutschen Evangelischen Allianz erscheint.

Von der Gebetswoche zur Gebetsbewegung

Die Allianzgebetswoche findet in mehr als 25 Ländern Europas sowie in Ländern anderer Kontinente statt. Allein in Deutschland werden sich etwa 300.000 Christen in ca. 1.100 Orten aus den unterschiedlichsten Kirchen und Gemeinden versammeln, um im Gebet Verbindung zu Gott und untereinander zu suchen und Anliegen aus Politik und Gesellschaft zu benennen. Sie ist zugleich der Auftakt für eine ganzjährige Gebetsbewegung der Evangelischen Allianz mit Vorschlägen für Monatsgebetstreffen, in viermal jährlich erscheinenden Gebetsheften mit täglichen Gebetsanliegen aus der Evangelischen Allianz, der mit ihr befreundeten Werke und Verbände und der weltweiten Christenheit.

Gebet für verfolgte Christen

Als besondere Herausforderung für die Christen, auch im neuen Jahr 2015, bezeichnet Hartmut Steeb, der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, die Situation der bedrängten und verfolgten Christen in vielen Ländern der Welt. „Wir nehmen die oft so ausweglos erscheinende Situation zur Kenntnis und unterstützen gerne die Christen und ihre Gemeinden in der Verfolgung, wo immer das möglich ist. Aber oft sehen wir keine Hilfsmöglichkeiten. Darum bringen wir diese Situation vor Gott im Gebet und rufen die Christen in unserem Land der Freiheit auf, täglich für die verfolgten Christen und die himmelschreienden Menschenrechtsverletzungen zu beten.“ so Steeb. Die Deutsche Evangelische Allianz stellt darum das ganze Jahr hindurch für jeden einzelnen Tag Betern eine konkrete Situation vor Augen. Die Gebetsbitten können zum laufenden Bezug per E-Mail bestellt werden.

 


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